3.2.4 Verhalten der Seminarleitenden
Zum Verhalten der Seminarleiterinnen und Seminarleiter konnte im Rahmen der Studie abschließend folgendes festgestellt werden (vgl. Derichs-Kunstmann, Auszra, Müthing 1999, S. 181- 182):
Bei der Inszenierung der Geschlechterhierarchie spielen Seminarleitende eine herausragende Rolle. Trainerinnen und Trainer bestärkten durchweg dominante Verhaltensweisen von Männern. Sie wandten sich mit Nachfragen vorzugsweise an männliche Teilnehmende und bezogen sich eindeutig und namentlich auf sie. Sie förderten eindeutig eher Männer als Frauen.
Hierbei zeigten sich keine Geschlechtsdifferenz: Seminarleiter und Seminarleiterinnen bewerteten die Lernbereitschaft und Lernfähigkeit von Frauen insgesamt geringer als die der Männer. Es erfolgten also - wie bereits aus der schulischen Koedukation bekannt – geschlechtsabhängige Kompetenzzuschreibungen.
In ihrer Selbstdarstellungen waren weibliche Seminarleitende offener, forderten Kritik ein und gaben auch offen Unsicherheiten zu. Sie wurden daher von einigen Teilnehmern weniger respektvoll behandelt, trugen jedoch andererseits dazu bei, dass teilnehmende Frauen sich mehr ins Seminargeschehen einbrachten. Generell hatten sie mit diesem Verhalten für sich selbst jedoch eher Nachteile zu verbuchen. Männliche Seminarleitende demonstrierten grundsätzlich Autorität und Macht. Schon in der Vorstellungsrunde schilderten sie meist ausführlich ihre Kompetenzen.