Zum Verhalten der Seminarleiterinnen und Seminarleiter konnte im Rahmen der
Studie abschließend folgendes festgestellt werden (vgl. Derichs-Kunstmann,
Auszra, Müthing 1999, S. 181- 182):
Bei der Inszenierung der Geschlechterhierarchie spielen Seminarleitende
eine herausragende Rolle. Trainerinnen und Trainer bestärkten durchweg
dominante Verhaltensweisen von Männern. Sie wandten sich mit Nachfragen
vorzugsweise an männliche Teilnehmende und bezogen sich eindeutig und
namentlich auf sie. Sie förderten eindeutig eher Männer als Frauen.
Hierbei zeigten sich keine Geschlechtsdifferenz: Seminarleiter und
Seminarleiterinnen bewerteten die Lernbereitschaft und Lernfähigkeit von Frauen
insgesamt geringer als die der Männer. Es erfolgten also - wie bereits aus der
schulischen Koedukation bekannt – geschlechtsabhängige
Kompetenzzuschreibungen.
In ihrer Selbstdarstellungen waren weibliche Seminarleitende offener, forderten
Kritik ein und gaben auch offen Unsicherheiten zu. Sie wurden daher von einigen
Teilnehmern weniger respektvoll behandelt, trugen jedoch andererseits dazu bei,
dass teilnehmende Frauen sich mehr ins Seminargeschehen einbrachten. Generell
hatten sie mit diesem Verhalten für sich selbst jedoch eher Nachteile zu verbuchen.
Männliche Seminarleitende demonstrierten grundsätzlich Autorität und Macht.
Schon in der Vorstellungsrunde schilderten sie meist ausführlich ihre Kompetenzen.