Zusammenfassend ist aus dieser und anderen Studien (vgl. Derichs- Kunstmann,
Auszra, Müthing 1999, S. 182-185) festzustellen, dass sich innerhalb unseres
Kulturkreises geschlechtsdifferente Lernkulturen (vgl. u.a. Schiersmann 1997)
zeigen, die in der folgenden Übersicht vereinfacht dargestellt sind:
Männliche Lernkultur
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weibliche Lernkultur
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eher dominantes Verhalten im
Unterricht
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eher kooperatives Verhalten
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mehr und längere Redebeiträge
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kürzere Redebeiträge
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häufige Übernahme der
gesprächsthematischen
Steuerung
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eher Übernahme der
Gesprächsarbeit
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häufiges Entwickeln von
Durchsetzungsstrategien
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Offenheit für andere Vorschläge und
größere Kooperationsbereitschaft
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Aufbau und Pflege von
Konkurrenzbeziehungen
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gerechte Verteilung von Aufgaben,
Bevorzugung von Gruppenarbeit
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Wie in der schulischen Koedukationsforschung zeigte sich auch für die
Erwachsenenbildung, dass gemischte Seminare besonders förderlich für die
Lernmöglichkeiten von Männern waren, insbesondere, wenn mehr Frauen als
Männer im Seminar waren.
Zur Vergleichbarkeit der Untersuchung mit anderen Feldern der
Erwachsenenbildung schreiben Müthing, Auszra und Derichs- Kunstmann:
„Durch das hohe Maß an Übereinstimmung mit den Erkenntnissen aus der
schulischen Koedukationsforschung wie aus den kommunikations- und
sprachwissenschaftlichen Interaktionsuntersuchungen ist davon auszugehen, dass
die Ergebnisse unserer Untersuchung auf andere Formen von Koedukation in der
Erwachsenen- wie in der Jugendbildung übertragbar sind. Ob nun in
Veranstaltungen zur beruflichen Bildung oder in Sprach- und Politikseminaren der
öffentlichen Erwachsenenbildung, ob in der Akademiearbeit der Kirchen oder
anderen Seminaren der Gewerkschaften: Männer und Frauen, die die Mädchen-
und Jungensozialisation dieser Gesellschaft durchlaufen haben und in ihrem
beruflichen wie privaten Alltag in das gesellschaftliche Geschlechterverhältnis
eingebunden sind, beteiligen sich auch im Rahmen von
Erwachsenenbildungsarbeit weiter an der Inszenierung der Geschlechterhierarchie,
es sei denn, didaktische Arrangements und methodische Sensibilität ermöglichen
es ihnen, dieses zu durchbrechen.“(Derichs- Kunstmann, Auszra, Müthing 1999, S.
185)