3.2.5 Männliche und weibliche Lernkulturen
Zusammenfassend ist aus dieser und anderen Studien (vgl. Derichs- Kunstmann, Auszra, Müthing 1999, S. 182-185) festzustellen, dass sich innerhalb unseres Kulturkreises geschlechtsdifferente Lernkulturen (vgl. u.a. Schiersmann 1997) zeigen, die in der folgenden Übersicht vereinfacht dargestellt sind:
Männliche Lernkultur
weibliche Lernkultur
eher dominantes Verhalten im Unterricht
eher kooperatives Verhalten
mehr und längere Redebeiträge
kürzere Redebeiträge
häufige Übernahme der gesprächsthematischen Steuerung
eher Übernahme der Gesprächsarbeit
häufiges Entwickeln von Durchsetzungsstrategien
Offenheit für andere Vorschläge und größere Kooperationsbereitschaft
Aufbau und Pflege von Konkurrenzbeziehungen
gerechte Verteilung von Aufgaben, Bevorzugung von Gruppenarbeit

Wie in der schulischen Koedukationsforschung zeigte sich auch für die Erwachsenenbildung, dass gemischte Seminare besonders förderlich für die Lernmöglichkeiten von Männern waren, insbesondere, wenn mehr Frauen als Männer im Seminar waren.
Zur Vergleichbarkeit der Untersuchung mit anderen Feldern der Erwachsenenbildung schreiben Müthing, Auszra und Derichs- Kunstmann:
„Durch das hohe Maß an Übereinstimmung mit den Erkenntnissen aus der schulischen Koedukationsforschung wie aus den kommunikations- und sprachwissenschaftlichen Interaktionsuntersuchungen ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse unserer Untersuchung auf andere Formen von Koedukation in der Erwachsenen- wie in der Jugendbildung übertragbar sind. Ob nun in Veranstaltungen zur beruflichen Bildung oder in Sprach- und Politikseminaren der öffentlichen Erwachsenenbildung, ob in  der Akademiearbeit der Kirchen oder anderen Seminaren der Gewerkschaften: Männer und Frauen, die die Mädchen- und Jungensozialisation dieser Gesellschaft durchlaufen haben und in ihrem beruflichen wie privaten Alltag in das gesellschaftliche Geschlechterverhältnis eingebunden sind, beteiligen sich auch im Rahmen von Erwachsenenbildungsarbeit weiter an der Inszenierung der Geschlechterhierarchie, es sei denn, didaktische Arrangements und methodische Sensibilität ermöglichen es ihnen, dieses zu durchbrechen.“(Derichs- Kunstmann, Auszra, Müthing 1999, S. 185)