4.4 Ausblick in die Zukunft
Der kontinuierliche Prozess der Rekonstruktion der hierarchischen Struktur der Geschlechterverhältnisse im Bildungsbereich kann meiner Meinung nach nur dann unterbrochen werden, wenn das Thema Gender bewusst in alle Phasen der Bildungsarbeit übernommen und integriert wird. 
Hierzu muss die hierarchische Ungleichheit der Geschlechter bewusst wahrgenommen und thematisiert werden. Der Blick auf die unterschiedliche Sozialisation von Männern und Frauen und die Herausbildung und Übernahme unterschiedlicher Interaktions- und Kommunikationsstrukturen trägt dazu bei, ungleiche Strukturen zu erkennen. Nur wo dieses Bewusstsein vorliegt, können Ansatzpunkte für entsprechende Maßnahmen geschaffen werden und eine umfassende Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz bei der Planung und Durchführung von Bildungssituationen erfolgen.
Viele Firmen und Organisationen der öffentlichen Hand haben bereits begonnen, den Gender-Ansatz in alle Themenfelder ihrer Politik und damit auch in den Bildungsbereich zu integrieren (vgl. Loebe, Herbert und Severing, Eckhard (Hrsg.): E-Quality- Management. 2001).
Die Landeshauptstadt München als größte kommunale Arbeitgeberin in Bayern hat z.B. den Gender Mainstreaming–Ansatz im Rahmen des städtischen Gleichstellungskonzepts verbindlich für alle Beschäftigten vorgeschrieben.
In den städtischen „Leitsätzen 2000 zur Chancengleichheit von Frauen“ wurden auch für den Bereich der Fort- und Weiterbildung genaue und umfassende Ziele zur Umsetzung der Strategie Gender Mainstreaming definiert, unter anderem folgende:
„- Die gesamte städtische Fort- und Weiterbildung ist auf Grundlage des Gender Mainstreaming-Ansatzes konzipiert. Die Dimension Geschlecht und die spezifischen Interessenlagen von Frauen sind in allen Fort- und Weiterbildungsangeboten berücksichtigt.
- Zu Themen, die der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung dienen, bietet die Stadt weiterhin Veranstaltungen nur für Frauen. Ergänzt wird dieses Angebot um Seminare ausschließlich für männliche Beschäftigte zum Themenfeld Geschlechter- gerechtigkeit.
- Bei den TrainerInnen und DozentInnen besteht in den Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert waren, mindestens Geschlechterparität.
- Trainerinnen und Trainer sowie interne Dozentinnen und Dozenten verfügen über aktuelle Kenntnisse im Bereich Gleichstellung von Frauen in der beruflichen Weiterbildung
- Alle Trainerinnen und Trainer sowie interne Dozentinnen und Dozenten, die bei der Landeshauptstadt München eingesetzt werden, müssen Kenntnisse nachweisen auf den Gebieten: Methodik des Gender Mainstreaming, reflexive Koedukation in der Erwachsenenbildung und Geschlechterforschung im Bereich Interaktion.
-Alle Schulungsmaßnahmen sind bis Ende 2002 systematisch daraufhin überprüft, ob und wie der Geschlechter-Ansatz integriert ist bzw. künftig integriert wird.“

Es werden noch viele Steine aus dem Weg zu räumen sein, um den „heimlichen Lehrplan der Geschlechtererziehung“ zu dekonstruieren und eine geschlechtergerechte Bildungsarbeit zu verwirklichen. Jedoch gerade Betriebe, die erkannt haben, wie wichtig eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern für den Unternehmenserfolg ist, nehmen auch im Bildungsbereich eine wichtige Vorreiterrolle ein,die den Weg zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit ebnet (vgl. Assig, D. und Beck, A.:Frauen revolutionieren die Arbeitswelt. München 1996).
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