3.2.1 Verhalten der TN in Seminarveranstaltungen
Zusammenfassend konnten nach Abschluss der Untersuchungen folgende grundsätzliche Verhaltenstendenzen von Teilnehmenden festgestellt werden (vgl. Derichs-Kunstmann, Auszra, Müthing 1999, S. 178-181):
Männer (Teilnehmer wie Seminarleiter) zeigten andere Selbstdarstellungsformen als Frauen, insbesondere schon zu Beginn der Seminare. Frauen suchten eher die Nähe zu anderen Frauen. Teilnehmende Männer verhielten sich gegenüber beiden Geschlechtern eher distanziert. In den Vorstellungsrunden machten sich Frauen oft mit witzigen Bemerkungen über ihre eigenen Schwächen lustig. Männer machten eher witzige Bemerkungen zu ihren Stärken. Männer redeten grundsätzlich länger als Frauen, machten mehr positive Aussagen und lachten weniger über sich selbst. Sie betonten gerne ihre gewerkschaftliche oder betriebliche Funktion.
Männer zeigten eher abgrenzende Verhaltensweisen zu anderen Teilnehmenden: sie stellten andere bloß, kritisierten Seminarleitende bzw. deren Methoden und Unterrichtsmaterialien, sie unterbrachen häufiger und machten mehr Zwischenrufe.
Männer übernahmen überwiegend die thematische Steuerung der Plenumsdiskussionen, insbesondere durch langes und ausführliches Reden, kritische Äußerungen gegenüber dem Team und durch Unterbrechungen.
Frauen redeten häufiger, hatten aber eine geringere Gesamtsprechzeit. Sie leisteten intensive Gesprächsarbeit durch z.B. Fragen und Nachfragen, kürzere Sprechbeiträge und die Unterstützung der Beiträge von anderen. Sie sorgten durch ihr Verhalten und parasprachlichen Äußerungen dafür, dass der Gesprächsfluss nicht abbrach.
Durch ihr Verhalten trugen die Frauen auch erheblich zur Unterstützung der Seminarleitenden bei, was diese jedoch nicht wahrnahmen. Diese  schenkten grundsätzlich Männern anerkennende Aufmerksamkeit und gingen stärker auf deren betriebliche Problemschilderungen ein, als auf die Frauen.
Frauen störten deutlich weniger den Seminarablauf durch Unterbrechungen und Zwischenrufe. Ihre vermehrte Anwesenheit führte regelmäßig zu einem ruhigeren und entspannterem Verlauf der Seminare.
Teilnehmende Männer suchten sich Bündnispartner für ihre inhaltliche Vorstellungen. Im Rahmen dieser Strategie setzten sie namentliche Bezüge auf andere anwesende Männer, nonverbale Gesten und Botschaften ein. Frauen wendeten diese Taktik nicht an.