Zusammenfassend konnten nach Abschluss der Untersuchungen folgende
grundsätzliche Verhaltenstendenzen von Teilnehmenden festgestellt werden (vgl.
Derichs-Kunstmann, Auszra, Müthing 1999, S. 178-181):
Männer (Teilnehmer wie Seminarleiter) zeigten andere
Selbstdarstellungsformen als Frauen, insbesondere schon zu Beginn der
Seminare. Frauen suchten eher die Nähe zu anderen Frauen. Teilnehmende
Männer verhielten sich gegenüber beiden Geschlechtern eher distanziert. In den
Vorstellungsrunden machten sich Frauen oft mit witzigen Bemerkungen über ihre
eigenen Schwächen lustig. Männer machten eher witzige Bemerkungen zu ihren
Stärken. Männer redeten grundsätzlich länger als Frauen, machten mehr positive
Aussagen und lachten weniger über sich selbst. Sie betonten gerne ihre
gewerkschaftliche oder betriebliche Funktion.
Männer zeigten eher abgrenzende Verhaltensweisen zu anderen Teilnehmenden:
sie stellten andere bloß, kritisierten Seminarleitende bzw. deren Methoden und
Unterrichtsmaterialien, sie unterbrachen häufiger und machten mehr Zwischenrufe.
Männer übernahmen überwiegend die thematische Steuerung der
Plenumsdiskussionen, insbesondere durch langes und ausführliches Reden,
kritische Äußerungen gegenüber dem Team und durch Unterbrechungen.
Frauen redeten häufiger, hatten aber eine geringere Gesamtsprechzeit. Sie
leisteten intensive Gesprächsarbeit durch z.B. Fragen und Nachfragen, kürzere
Sprechbeiträge und die Unterstützung der Beiträge von anderen. Sie sorgten durch
ihr Verhalten und parasprachlichen Äußerungen dafür, dass der Gesprächsfluss
nicht abbrach.
Durch ihr Verhalten trugen die Frauen auch erheblich zur Unterstützung der
Seminarleitenden bei, was diese jedoch nicht wahrnahmen. Diese schenkten
grundsätzlich Männern anerkennende Aufmerksamkeit und gingen stärker auf
deren betriebliche Problemschilderungen ein, als auf die Frauen.
Frauen störten deutlich weniger den Seminarablauf durch Unterbrechungen und
Zwischenrufe. Ihre vermehrte Anwesenheit führte regelmäßig zu einem ruhigeren
und entspannterem Verlauf der Seminare.
Teilnehmende Männer suchten sich Bündnispartner für ihre inhaltliche
Vorstellungen. Im Rahmen dieser Strategie setzten sie namentliche Bezüge auf
andere anwesende Männer, nonverbale Gesten und Botschaften ein. Frauen
wendeten diese Taktik nicht an.